Alfred Lang

University of Bern, Switzerland

Journal Article 1982

Besser wohnen -- anders bauen

1982.02

@DwellPrax

49 / 58KB  Last revised 98.11.04

Schweizerische Zeitschrift für Gemeinnützigkeit 121 (4) 85-97

Vortrag an der Tagung vom 8.12.1981 über «Familie - Wohnen - Zuhause» im Kongress- und Kursaal in Bern, veranstaltet von der Kantonalen Kommission für Gemeinnützigkeit, in Zusammenarbeit mit der Ökonomischen und Gemeinnützigen Gesellschaft des Kantons Bern

© 1998 by Alfred Lang

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Meine sehr verehrten Damen und Herren!

Vielleicht hat es Sie überrascht, dass ein Psychologe zu Ihnen über Bauen und Wohnen sprechen soll, und erst noch über «besser wohnen und anders bauen». Da gibt es doch die Architekten und Designer, die zuständig sind. Und zwar für «schöner wohnen» und für «richtig bauen». Was soll da die Psychologie, die sich doch mit der Harmonie des Innenlebens befasst - nicht in den Wohnungen, sondern in Geist und Seele? Ich muss Ihnen also einleitend erklären, warum gerade die Psychologie hier etwas zu sagen hat. Ich möchte das Verhältnis der Psychologen oder allgemein der Sozialwissenschaftler zu den andern beim Bauen und Wohnen Beteiligten ein Stück weit zu klären versuchen.

Anschliessend werde ich anhand einer Reihe von beispielhaften Einsichten in das Zusammenspiel von Menschen und ihrem Zuhause zeigen, dass die Psychologie hier wirklich etwas bringt. Dies obwohl ich betonen muss, dass die Psychologie nicht nur eine junge Wissenschaft ist, sondern erst vor kurzem begonnen hat, sich mit Fragen des Wohnens zu befassen.

Schliesslich möchte ich dann die vorgebrachten Beispiele etwas verallgemeinern und einige Grundsätze formulieren, die das Wichtigste zusammenfassen, was man heute aus der Sicht der Sozialwissenschaften und insbesondere der Psychologie zum Thema «Familie - Wohnen -Zuhause» sagen kann.

 

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Zunächst also einige Bemerkungen zum Verhältnis zwischen Architektur und Psychologie. Lassen Sie mich dazu einen kleinen Umweg gehen.

Viele von Ihnen sind wahrscheinlich interessierte Beobachter von Tieren im zoologischen Garten oder im Tierpark. Der Zoodirektor mit seinen Fachleuten baut den Tieren ein Zuhause mit den nötigen Gehegen, Schutzhütten, Höhlen, Fressplätzen, Ausläufen usw. Er ist grob vergleichbar mit dem gesamten Bauwesen in der menschlichen Gesellschaft, welches für die Menschen die gebaute, gestaltete Umwelt als eine wesentliche Lebensbedingung herstellt.

Man kann wohl sagen, dass Zoodirektoren nach ihrem besten Wissen und Können versuchen, den ihnen anvertrauten Tieren möglichst optimale Lebensbedingungen bereitzustellen, in denen sie sich wohl fühlen und in denen sie bestens gedeihen. Dasselbe mag grundsätzlich auch für die Leute vom Bauwesen gelten: die Planer und Architekten, die Unternehmer und Handwerker, die Mitglieder der Baubehörden und Hypotheken-Bankiers, die Möbel«berater» und Liegenschafts-Verwalter, die Hauswarte, die Verbandsfunktionäre und die Politiker, die sich mit Entscheidungen über sogenannte Infrastrukturfragen befassen, von der Verkehrspolitik über die Raumplanung bis zur Wohnbaupolitik. Ich Weiss natürlich, dass der Vergleich mit dem Tierpark hinkt; Tiere und bio-ökologische Systeme weisen zwar fundamentale Gemeinsamkeiten mit der menschlichen Art und ihrer Gesellschaft auf, aber eben auch ganz wesentliche Unterschiede. Und ich Weiss auch, dass der Idealismus und der gute Wille dieser «Wohnbaufachleute», wie ich sie im folgenden in ihrer Gesamtheit nennen möch-te, im konkreten Fall eine mehr oder weniger einseitige Mischung mit mehr oder weniger hartem Eigennutz eingeht. Und wie anderswo spielen auch hier sogenannte Sachzwänge mit.

Es gibt nun aber neben andern Ähnlichkeiten und Verschiedenheiten einen wichtigen Unterschied zwischen den Tätigkeiten des Zoodirektors und der Baufachleute, auf den ich mich konzentrieren möchte. Der Zoodirektor hat ein untrügliches Kriterium zur Verfügung für die Beurteilung des Erfolgs seines Bauens; die Wohnbaufachleute haben dies nicht, sie haben - etwas hart ausgedrückt - überwiegend nur Pseudokriterien, die ihnen glauben machen, dass sie gute Infrastrukturen für das menschliche Zusammenleben hergestellt haben. Ich beeile mich, Verständnis dafür zu bekunden, dass sich die Wohnbaufachleute an Pseudokriterien halten; dennoch wäre es klug, den Pseudocharakter der meisten Urteile über Bauten zu erkennen und nach besseren Kriterien zu suchen. Wenn nämlich der Zoodirektor falsch baut, dann gehen die meisten Tiere sehr bald ein; die Individuen kränkeln, es kommt kein Nachwuchs, die Art kann nicht in Gefangenschaft gehalten werden oder allenfalls unter ständigem Beizug von extremen Mitteln wie Antibiotika oder anderen Drogen. Sie können hier meinen hinkenden Vergleich selber weiterdenken bis zur sogenannten Käfighaltung von Tier und Mensch; ich will mich lieber auf das Verhältnis zwischen baulichen Strukturen und Leben und Zusammenleben beim Menschen, auf das Wohnen in einer gebauten, gestalteten, gemachten Umwelt konzentrieren.

Die Wohnbaufachleute, habe ich gesagt, verf:gen über keine echten oder harten Kriterien zur Bewertung dessen, was sie planen und bauen. Der Mensch ist enorm anpassungsfähig, und er passt sich mit grösster Behendigkeit an die unglaublichsten Lebensbedingungen an. Dies ist ein wichtiger Unterschied zu den meisten Tierarten, die ein Anpassung allenfalls im Laufe von vielen Generationen schaffen; dabei stirbt nicht selten eine Art eigentlich aus oder wird durch andere abgelöst. Beim Menschen treten Symptome, die problematisches Bauen anzeigen würden, nicht klar genug zutage. Wohl sind viele Leute mit ihrer Umgebung unzufrieden, linden sie hässlich, unpraktisch, unmenschlich; sie leben aber dennoch «fröhlich weitem und vermehren sich auch. All die Bresten und Konflikte, mit denen wir leben, könnten auch andere Ursachen haben; selbstverständlich haben sie auch andere Ursachen. Harte Symptome treten wohl erst dann auf, wenn es vielleicht schon zu spät ist. Ich glaube aber, dass viele Menschen heute das dumpfe Gefühl haben, dass unser Wohnbauwesen auf Abwege geraten ist. Aber was können wir tun? Gibt es denn richtiges Wohnungsbauen? Und wie können wir es, wenn es das gibt, von schädlichem Wohnungsbauen unterscheiden?

Hier tritt nun der Sozialwissenschaftler auf den Plan. Ich möchte nur in groben Zügen skizzieren, wie ich mir seine Rolle vorstelle, sein Verhältnis zu den übrigen Wohnbaufachleuten und insbesondere sein Verhältnis zu denjenigen, für die alles gemacht wird, nämlich den Bewohnern. Im wesentlichen ist der Sozialwissenschaftler, wenn er sein Wissen und Können in den Dienst besseren Wohnens stellen will, so etwas wie ein «Mikroskop» und eine «Zeitraffmaschine», welche langfristige oder subtile oder versteckte Zusammenhänge sichtbar machen können. Der Zoodirektor sieht spätestens nach wenigen Generationen, im ungünstigen Fall sogar innerhalb einer Generation, ob seine Tiere gedeihen oder nicht. Beim Menschen finden wir eine Baukultur, d. h. ein sozial bestimmtes Bauverhalten, das im Unterschied zu dem eher fixierten biologischen Tier-Umwelt-Verhältnis sehr flexibel und variabel ist. Über Jahrhunderte und Jahrtausende war das Bauen von Behausungen in hohem Masse durch Überlieferung bestimmt und jeweils in einer Gegend nur wenig variabel. In einem allmählichen Wandel wurden stets die Erfahrungen von Hunderten von Generationen von Vorfahren verwertet. Seit der industriellen Revolution, seit etwa 200 Jahren, beobachten wir eine Explosion der Veränderung von Baumaterialien, Bauweisen und Bauformen. Die Entwicklung geht zu rasch, als dass wir die Erfahrungen, die sich mit den neuen Formen ergeben, schnell genug auswerten könnten. Wir müssen also unsere veränderte Baukultur ergänzen durch ein weiteres kulturelles Element, das imstande ist, jenen langsamen und impliziten Auswertungsvorgang in einem wesentlich rascheren Tempo und explizit oder bewusst durchzuführen. So wie unsere Kultur sich entwickelt hat, wird man dafür die Wissenschaften beiziehen.

Die Definition der Rolle des Sozialwissenschaftlers im Wohnwesen ist eine extrem heikle. Ich kann sie hier nur streifen. Aber ich möchte deutlich machen, dass man nicht vom Sozialwissenschaftler erwarten darf, dass er sagt, was richtiger oder guter und was falscher oder problematischer Wohnungsbau ist. Ich habe vorhin von Pseudokriterien gesprochen, die der Wohnbaufachmann zur Beurteilung seiner Produkte benutzt. Auch das Urteil des Sozialwissenschaftlers wäre ein Pseudokriterium, selbst dann, wenn er es auf die Resultate von Bewohnerumfragen abstützt. In der Tat ergeben Befragungen von Bewohnern durchwegs sogenannt «gute Ergebnisse». Egal in was für Quartieren man fragt, sagen im Durchschnitt etwa 80% der Bewohner (mal sind es 70, mal 90) dass sie mit ihrer Wohnung und mit ihrem Quartier zufrieden seien. Natürlich macht man sich mit solchen Befragungen etwas vor, wenn man aus den Zahlen schliesst, es sei alles weitgehend in Ordnung. Verwunderlich wäre nämlich, wenn die Resultate anders ausfielen. Die Mehrzahl der Befragten verfügt ja nicht über wirkliche Vergleichsmöglichkeiten; und wer ist schon bereit zu sagen, seine eigene Wahl sei verfehlt gewesen, auch wenn sie nicht eine völlig freie Wahl gewesen ist. Befragungsbewertungen sind aus methodischer Notwendigkeit so wie sie sind; sie beschreiben nicht wirklich die Verhältnisse.

Der Sozialwissenschaftler, wie ich ihn vor allem sehe, macht etwas anderes. Der Sozialwissenschaftler hofft, den Rückmeldekreis von der Bauweise über die Bewohner zurück zur besseren Bauweise kürzer schliessen zu können, ein Rückmeldekreis, der in statischeren Kulturen mit Bautraditionen über Jahrhunderte sich erstreckte. Der Sozialwissenschaftler kann deutlich machen, dass am Bauen mehr als das Gebäude ist. Der Sozialwissenschaftler lenkt den Blick auf ein grösseres Ganzes, von dem die Wohnung nur ein kleiner Teil ist. (Ungefahr das Gegenteil trifft zu von dem, was ich kürzlich einen Wohnbaufachmann von einigem Einfluss sagen hörte: für ihn, den Wohnungswesenfachmann sei die Familie nur ein ganz kleiner Teil seines Arbeitsbereichs.) Dieses grössere Ganze ist im Titel dieser Tagung angesprochen: da ist nicht von der Wohnung die Rede, vom Objekt des Wohnbaufachmanns, sondern vom Wohnen und von der Familie und vom «Zuhause». Dazu gehören auch noch die Gemeinschaft, die Nachbarschaft und die individuellen Menschen. Dazu gehört auch, was die Menschen tun, wenn sie wohnen; wenn sie allein wohnen, wenn sie zusammen wohnen; wenn sie als Kinder wohnen oder als Erwachsene oder als Betagte; wenn sie am Morgen wohnen oder am Abend oder am Sonntag. Der typische Wohnbaufachmann sieht und denkt zu kurz. Er ist - begreiflicherweise - fasziniert vom Objekt seines Tuns. Er denkt in Kategorien der Ökonomie, der Ästhetik und der Funktionen, die in dem Gebäude erfüllt werden müssen. Da braucht man dann so viele Quadratmeter für ein Schlafzimmer, so viele für ein Wohnzimmer, ein Kinderzimmer; eine Küche, in der die üblichen Apparate schön in Linie aufgestellt werden können; ebenso Sanitäreinrichtungen, und die müssen nicht nur gut funktionieren, sondern auch das Auge erfreuen usw., usw. Wie überhaupt das ganze Gebilde den günstigsten Kompromiss zwischen Schönsein, Praktischsein und Billigsein verwirklichen muss. Und wenn dieses Gebilde dann noch recht in die Gegend passt, d. h. weder durch Ungewöhnlichkeit noch durch Gewöhnlichkeit auffallt, dann ist der erste Preis gewonnen. Es ist interessant, dass wir in der Schweiz wie in andern Ländern über eine ausgedehnte Praxis und Gesetzgebung über den Wohnungsbau verfugen, gestützt durch über eine zwar quantitativ bescheidene, aber qualitativ doch recht ansehnliche Wohnbauforschung. Aber wir haben praktisch keine Forschung und auch kaum sicheres Wissen über das Wohnen als eine menschliche Tätigkeit ersten Ranges. Rund ein Drittel ihres Lebens verbringen die meisten Menschen in der Tätigkeit des Wohnens, das Schlafen nicht mitgerechnet.

Denn dieses Objekt, die Wohnung oder das Wohngebäude, oder auch das Wohnquartier, ist ja nicht Selbstzweck. Sondern es ist nur ein Bestandteil in einem äusserst komplexen gesellschaftlichen und kulturellen Geschehen. In Wohnungen und um Wohnungen herum findet nicht nur nach seinem Zeitanteil der grösste Teil unseres Lebens statt: hier geschehen auch so wichtige Dinge wie vermutlich der grösste Teil unserer Erziehung (Sozialisation); der grösste Teil unseres Zusammenlebens mit den andern, die Zuneigung wie die Auseinandersetzung; der grösste Teil dessen, womit jeder von uns sich selbst zu dem macht, was er ist oder gerne sein möchte; der grösste Teil unserer menschlichen Kultur lindet weitgehend versteckt im Wohnen statt, der sichtbare Teil, die «offizielle» Kultur, ist nur die Spitze eines Eisbergs.

Der Sozialwissenschaftler, im besonderen der Wohnpsychologe, kann heute - erst sehr rudimentär - aufzeigen, wie dieses Geschehen funktioniert.

Ichskizziere hier in Grundzügen eine Auffassung vom Wohnen, die weiter ist als die allgemein verbreitete. Häufig meint man, wenn man vom Wohnen spricht, nur das gemeinsame Sitzen im Wohnzimmer. Das ist zu eng; für das Alltägliche, das Selbstverständliche haben wir oft keine Worte. In der englischen Sprache ist «Wohnen» gleichbedeutend mit «Leben»: to live. Ich verstehe Wohnen als eine Tätigkeit. Sie ist von zentraler Bedeutung für die menschliche Existenz. Es ist nicht uninteressant, dass in den indogermanischen Sprachen «wohnen» und «bauen» gemeinsame Wurzeln haben; «bauen» ist transitiv, «wohnen» intransitiv. Bauen ist Wohnen-Machen. In meinem Verständnis ist Bauen ein Versuch der Menschen, die andern Menschen und sich selbst zu beeinflussen. Beeinflussen, sich so oder so zu verhalten; beeinflussen, sich so oder anders zu entwickeln; beeinflussen, dieser oder jener Mensch zu werden. In bestimmter Weise bauen, heisst, in bestimmter Weise beeinflussen. Wir bauen immer in bestimmter Weise; das heisst, wir beeinflussen unser Leben immer in bestimmter Weise. Den Zusammenhang zwischen Bauen und Lebenbeeinflussen zu verstehen, ist die Aufgabe des Wohnpsychologen.

Wenn wir dieses Geschehen verstehen, dann können wir besser wohnen, und dann werden wir, das ist meine Behauptung, anders bauen. Aus solchem Verständnis Konsequenzen ziehen, sollten aber alle Beteiligten, nicht nur die Wohnbaufachleute, sondern ebensosehr alle Leute, welche wohnen; und wer ist das nicht? Soweit meine etwas lang geratene Einleitung. Im folgenden Teil meines Referats möchte ich nun an einigen ausgewählten Beispielen zu zeigen versuchen, wie das Bauen das Wohnen «macht» und wie das Wohnen Menschen «macht». Ich betone, dass wir weit entfernt sind von einem umfassenden Verständnis des Wohnens. Ich lasse bewusst offen, ob Sie das so oder so Bauen als gut oder als schlecht beurteilen wollen; in den meisten Fällen werden wir uns mehr oder weniger einig sein. Aber ich gehe davon aus, dass es die Würde des Menschen ausmacht, innerhalb eines Rahmens von Gesellschaft selber darüber zu entscheiden, wer er sein will; damit müsste er auch innerhalb dieses Rahmens von Gesellschaft darüber entscheiden können, wie er wohnen will. Das Verstehen der Wirkungszusammenhänge zwischen Bauen, Wohnen und Leben ist für solche Entscheidungen eine wesentliche Voraussetzung.

 

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Wohnhochhaus

Mein erstes Beispiel betrifft das Wohnen in Hochhäusern oder grossen Scheibenhäusern. Aus verschiedenen Untersuchungen geht hervor, dass Kinder in solchen Wohnumgebungen anders aufwachsen als in kleineren Blöcken oder Einfamilienhausquartieren. Der Unterschied betrifft insbesondere die Vorschulzeit. Bis zu einem gewissen Alter (das variiert von 4 bis 7 Jahren) sind die Kinder stärker ans Heim gebunden; nachher sind sie eher unabhängiger, vielleicht auch selbständiger.

Man kann das so verstehen, dass das grosse Haus durch seine Liftanlage, durch sein grosses Treppenhaus, wegen zu vieler fremder Leute aufs mal eine Art schwer übersteigbare Wand aufrichtet zwischen dem Innenbereich der Wohnung und der äusseren Welt der Wohnumgebung, zwischen der Konzentration auf die Mutter und die Familie im Innenbereich und dem Zugang zu weiteren Erfahrungen, insbesondere anderen Menschen, Nachbarn und Nachbarkindern im Umgebungsbereich. Das Kind kann nicht so gut allmählich vom sicheren Hort der Familie aus auf Erforschung, auf geistige «Eroberung» der Welt ausgehen. Viele Untersuchungen zeigen, welche bedeutende Rolle die Mutter für das kleine Kind beim Explorieren der Welt spielt; immer wieder geht es von der Mutter weg auf «Entdeckungsreise» und ist doch auf sie angewiesen: es muss in ihren sicheren Schutz zurückkehren können, wenn die Angst vor Neuem zu gross wird. Im grossen Haus muss die Mutter das Kind lange Zeit stets begleiten und es dann vielleicht zu plötzlich viel zu sehr sich selbst überlassen. Die Mutter steht ständig im Dilemma, entweder das Kind zu Übermuttern oder es einer nicht mehr kontrollierbaren Welt, z. B. einer grossen Spielgruppe, zu überlassen.

Durch diese bestimmte Bauform greifen wir also massiv in die Entwicklung der Beziehung zwischen Mutter und Kind, zwischen Familie und Kind einerseits, wie auch anderseits in den Aufbau der Beziehung des Kindes zu seiner weiteren Umwelt, besonders zu seinen Spielkameraden, ein. Noch gibt es nur wenig Untersuchungen über diese «Aneignung der Welt» durch die heranwachsenden Kinder. Man kann aber bereits deutlich sehen, welche Bedeutung sogenannte Pufferzonen zwischen innen und aussen haben. Und vermutlich spielt auch die «Veränderbarkeit dieser Umwelt» eine wichtige Rolle.

 

Pufferzone zwischen Wohnung und Öffentlichkeit

Das grosse Hochhaus ist nur ein verhältnismässig extremer Fall, wegen seiner Grösse, wegen der Bedeutung des Lifts. Auch schon bei kleineren Wohnblöcken, wie sie den städtischen Wohnungsbau der letzten Jahrzehnte kennzeichnen, ist der Übergang vom Innenbereich der Wohnung in den öffentlichen Bereich der Wohnumgebung sehr schroff. Ich war beeindruckt von einer Untersuchung, in der das Spiel von Kindern in einer Siedlung von Reiheneinfamilienhäusern mit einer hohen Bevölkerungsdichte beobachtet wurde. Und zwar einmal vor, einmal nach Anbringen von kleinen Vorgärten mit Bepflanzungen und niedrigen Zäunen vor den einzelnen Einheiten. Es war ein deutlicher Unterschied in der Häufigkeit und besonders im Verlauf von Streitigkeiten zwischen den Kindern festzustellen. Auch nach dem Einrichten der Vorgärten gab es Streit, aber beispielsweise war zu beobachten, wie die unterliegenden Kinder fliehen konnten bis hinter das Tor des eigenen Vorgartens. Dort liessen die Verfolger von ihnen ab; sie respektierten einen Schutzbereich. Das unterlegene Kind musste meistens nicht bis ins Haus flüchten; es blieb beobachtender Teilnehmer am Spiel, konnte sich beruhigen und früher oder später wieder hinauswagen. Die Bewältigung des akuten Konflikts, wie wohl auch der Erwerb von Kompetenz im Umgang mit dem andern wurde durch die Vorgärten, durch die strukturierte Pufferzone zwischen privat und öffentlich, unterstützt.

Es ist offensichtlich, dass nicht nur Hochhausanlagen, sondern auch die meisten Wohnblocküberbauungen arm sind an Zwischenzonen zwischen dem privaten und dem öffentlichen Bereich. Die Wohnungstür ist eine schroffe Grenze zu einem Bereich, der bereits öffentlich zugänglich ist, zumindest in Häusern mit mehr als ein paar Wohnungen. Man muss im Eingang und im Treppenhaus darauf gefasst sein, Menschen zu begegnen, die man überhaupt nicht kennt und auf die man keinen Einfluss ausüben kann. Vorplätze und Grünflächen zwischen Wohnblöcken werden nach Kriterien der Schönheit und Pfleglichkeit gestaltet; und schön heisst hier: was dem Architekten gefällt, und pfleglich heisst: was dem Hauswart möglichst wenig Arbeit macht. Man könnte sie auch gestalten im Hinblick auf die Unterstützung der sozialen Interaktion der Bewohner durch räumliche Strukturen.

Das Vorhandensein eines strukturierten Zwischen- oder Pufferraums zwischen dem Privatbereich der Familie und der öffentlichen Zone von jedermann hat deutlich das Spielverhalten der Kinder beeinflusst. Und es ist zu erwarten, dass es sich nicht bloss um einmalige Ereignisse handelt, sondern dass solche Erfahrungen in vielfaltiger Wiederholung Spuren hinterlassen und einen Menschen in seinem sozialen Verhalten und seinen Beziehungen prägen. Und es betrifft durchaus nicht nur die Kinder: haben Sie schon beobachtet, wie die offenen, ästhetisch mit pflegeleichten Büschen gestalteten Grünflächen auf der Gartenseite gewisser Reihenhaussiedlungen leerstehen; während in Siedlungen mit Zäunen oder Hecken die Nachbarn von beiden Seiten an die Grenze treten und stundenlang miteinander tratschen?

 

Veränderbarkeit der Umwelt

Wir haben uns in den vergangenen Jahrzehnten daran gewöhnt, unsere Umwelt total zu gestalten. Das ist so in städtischen und vorstädtischen Bereichen und mehr und mehr sogar in Dörfern. Kein Quadratmeter, der nicht entweder durch Haus oder Garten, durch Asphalt oder Rabatte, durch Beton und Beschilderung in seiner Funktion festgelegt ist. Es stört uns, wenn irgendwo ein Stück Boden längere Zeit ungenutzt bleibt, was bei der Knappheit des Bodens begreiflich ist; es stört uns aber auch, wenn irgendwo z. B. einige Dinge herumliegen, mit denen man etwas machen könnte, oder ein Loch im Boden, an dem man weiter graben könnte. Warum eigentlich? Einwände wie gestörte Ordnung oder erhöhte Unfallgefahr kommen mir eigentlich als Vorwände vor, nicht wichtig genug im Vergleich zu dem, was wir damit unseren Kindern antun. Wir erschweren ihnen nämlich dadurch ganz massiv die geistige Aneignung der Umwelt und das Auf-die-Probe-stellen-Können ihrer Phantasie und ihres Geschicks im Umgang mit vielerlei Dingen. Nur was man verändern kann, versteht man wirklich. Statt dessen setzen wir ihnen eine vorgefertigte Welt aus Beton, Blech und Plastik vor. Spielzeug ist nicht mehr, was man in der Welt vorfindet, sondern, was von Erwachsenen eigens für bestimmte Spiele produziert und vom Spielenden konsumiert werden muss. Spielplätze sind auch vorgefertigt; und wenn irgendwo einmal die Schaffung eines sog. Robinsonspielplatzes gelingt, dann wird er ganz sicher mit einer hohen Bretterwand von unserer sonst so ordentlichen Welt abgezäunt. Kein Wunder, wenn einige Junge protestieren.

Ich muss zugeben, dass ich bei diesem Thema ein bisschen spekuliere und mehr über Hypothesen als über Wissen berichte. Es ist eben leichter, die gesundheitsschädigende Wirkung von knapper Besonnung nachzuweisen, als die Wirkung einer vorgefertigten und verarmten Umwelt auf die geistige Entwicklung zu beweisen. Immerhin gibt es einige Untersuchungen über die Tätigkeiten von Kindern verschiedenen Alters in verschiedenen Wohnumgebungen, die solche Vermutungen unterstützen.

 

Raumprogramm der Wohnungen

Nun ein paar Einblicke in die Tätigkeit des Wohnens innerhalb der Wohneinheiten Sie kennen alle das Programm der modernen Architektur für die industrialisierte Gesellschaft. Die meisten von ihnen dürften es täglich am eigenen Leib erfahren. Es geht aus von der Funktionenteilung: der Mensch arbeitet und regeneriert sich für weitere Arbeit. Die beiden Funktionen werden räumlich getrennt: Arbeit am Arbeitsort; Erholung in der Wohnung mit gelegentlichen Seitensprüngen in die dafür vorgeplante kultivierte Natur; durch den Ortswechsel von der Arbeitswelt zur Freizeitwelt entsteht eine dritte Funktion, der Verkehr. Der moderne Städtebau beruht auf dieser Funktionenteilung. Und die Funktionenteilung wird fortgesetzt innerhalb der Wohnung. Corbusier hat dafür den Ausdruck «Wohnmaschine» geprägt. Da die Erholung aus Schlafen, Essen, Vorbereiten des Essens, Körperpflege und Zusammensitzen besteht, bietet die ideale Wohnmaschine für jede Funktion genau einen Raum an, vorgefertigt für genau diese Funktion. Dazu kommen sogenannte Kinderzimmer, weil es auch eine Funktion der Familie ist, für den Fortbestand der Menschheit zu sorgen. Für alle andern Funktionen des Menschen sind Orte ausserhalb der Wohnung vorgeplant: die Kinderspielplätze,die Einkaufsläden, die Begegnungsorte, die Sporthallen usf.

Es fallt mir schwer, diese Dinge anders als zynisch zu formulieren. Was ich beschreibe, ist aber durchaus nicht Karikatur, sondern war das Programm der Sozial-Ingenieure; und es ist auch heute noch das Ideal mancher Planer, zugegeben nicht mehr aller. Und es war insbesondere das Programm für die Förderung der sozialen Wohlfahrt. Was ich geschildert habe, umgesetzt in Quadratmeter und Minimalausstattung, sind die Normen des sozialen Wohnungsbaus. Diese haben unter dem bekannten Kostendruck darüber hinaus weite Teile des Wohnungsbaus bestimmt. Ein zweifellos höchst erfolgreiches Programm; denn es ist damit gelungen, etwa in weiten Teilen Mitteleuropas und Nordamerikas praktisch der gesamten Bevölkerung wenigstens in materieller Hinsicht menschenwürdige Wohnbedingungen zu verschaffen. Bei voller Anerkennung dieser Tatsache bleibt dennoch ein Rest von Zweifel: Das Programm impliziert ein - sagen wir einmal - sehr reduziertes Menschenbild. Man könnte auch die These aufstellen, dass ein solches Programm des kasernierten Wohnens einen leicht lenkbaren, abhängigen Menschen erzeugt. in jeder Hinsicht ideal für die Produktions- und Konsumgesellschaft, in der wir leben. Dem Programm liegt ein Menschenbild zugrunde, das - oft im Gegensatz zu seiner Propaganda - nicht die Würde der Person als Individuum und in der Gemeinschall als zentralen Wert und Lebenssinn anerkennt. Es liegt mir fern, hier - jedenfalls für unser Land - irgendeine Art Verschwöreroder Drahtziehertheorie aufzustellen. Ich möchte nur die Frage aufwerfen, ob wir in dieser Hinsicht die Werte sinnvoll gesetzt haben. Und ich möchte das Setzen der Werte zurückverfolgen bis in die konkreten Einzelheiten des Wohnbereichs.

Ich knüpfe an das vorher über die Perfektion in der Vorausplanung des Aussenraums Gesagte an. Auch das Innere der Wohnungen wird von den Fachleuten vorausgedacht und fertiggemacht. Gestatten Sie mir, das in Form eines Merksatzes zu formulieren: die fertiggemachten Wohnungen machen die darin lebenden Familien fertig. Ich will das mit einigen Beispielen aus sozialwissenschaftlichen Untersuchungen und daran anknüpfenden Überlegungen verdeutlichen.

Das Raumprogramm der typischen Blockwohnung legt, entsprechend dem Programm der Wohnmaschine, die Familie und ihre Mitglieder auf die vorgeplanten Funktionen oder Tätigkeiten fest. Will man diesem Plan entgehen, will man sich darüber hinaus entwickeln, so muss man gegen die oft sehr harten Realitäten der räumlichen Bedingungen kämpfen. Oft ein aussichtsloser Kampf, weil er ja gerade das voraussetzt, was man in diesen tätigkeitseinschränkenden Bedingungen so schwer erwerben und pflegen kann, nämlich reiche Phantasie und beharrliche Eigenbestimmtheit des Handelns.

Ein Beispiel aus einer Untersuchung der deutschen Soziologin Meyer-Ehlers. Wieviel Zeit verbringen die Familienmitglieder von morgen bis abend innerhalb der Wohnung in den verschiedenen Tätigkeiten? Meyer-Ehlers hat solche Zeitbudgets bei Bewohnern von Blockwohnungen und Reiheneinfamilienhäuschen verglichen. Dabei waren sowohl die Bewohner nach Einkommen. Beruf, Bildung und andern Merkmalen wie auch die eigentlichen Wohnungen nach Raumzahl und Grundfläche weitgehend gleich. Der einzige Unterschied lag darin, dass in den Reihenhäuschen im Unterschied zu den Blockwohnungen sogenannter Sekundärraum vorhanden war, d. h. Raum ohne vorgeplante Funktion, also in der Wohnmaschine überflüssiger Raum, der nur kostet, aber nichts bringt: nämlich Keller, Estrich, Treppenhaus. Sie werden verblüfft sein, wenn ich Ihnen aus den Ergebnissen einen gewichtigen Unterschied herausgreife: Die Mitglieder der Familien in den Blockwohnungen verbrachten im Tagesdurchschnitt über eine Stunde mehr vor dem Fernseher als die Hausbewohner. Man kann vermuten, dass das beschränkte Raumprogramm der Wohnungen die Bewohner zum passiven Konsum bewog, während das Minimum an räumlicher Vielfalt die Hausbewohner zu aktiven Tätigkeiten wie Basteln und Spielen herausforderte.

Für ein zweites Beispiel fehlen die Untersuchungen; man kann sie infolge Mangels an entsprechenden Objekten innerhalb einer Sozialschicht kaum durchfuhren. Sie wissen, dass ältere, bürgerliche Wohnungen und Einfamilienhäuser in der Regel zwei Wohnzimmer aufweisen: eine Alltagsstube für die Familie und ein gutes Zimmer oder Salon für das Feiern von Festen oder den Empfang von Gästen. Man hat mit Recht festgestellt, dass der Salon die meiste Zeit des Jahres leersteht und ihn daher als eine überflüssige Investition aus den Raumprogrammen für Wohnungen ausserhalb der Luxusklasse eliminiert. Die Betrachtung ist rein quantitativ und verpasst daher die entscheidenden Qualitäten des Raumprogramms mit dem Doppelwohnraum. Ich weise auf ein paar solche Qualitäten hin und stelle zur Diskussion, ob nicht vielleicht ihre Elimination ein bedenkliches Verpassen einer Investitionschance ist. Ich denke bei diesen Erwägungen vor allem an Familien mit Kindern. Ein zweites Wohnzimmer (übrigens ähnlich auch eine Wohnküche) bringt eine beträchtliche Strukturvermehrung in eine Wohnung: mit einem Mal sind innerhalb der Familie zweierlei Tätigkeiten gleichzeitig möglich, ohne dass man in die Privatbereiche der Familienmitglieder ausweichen muss, also noch an der Gemeinschaft teilnehmen kann. Die Art der Tätigkeiten kann durch die unterschiedliche Umgebung ihre Färbung bekommen: alltäglicher oder eben ein bisschen besonders. Wie kann jemand beispielsweise seinen Chef einladen, wenn es nur eine enge Essnische im einzigen Wohnzimmer gibt? Wer nicht über ganz besonders leichtfüssige soziale Kompetenz verfügt, welche ihn hoffen lässt, die räumliche Beschränkung überspielen zu können, wird es wohl lieber bleiben lassen. Indem die Eltern kleinen Kindern gegenüber den besseren Raum als «verbotene Zone» erklären und sie mit zunehmendem Alter allmählich dort einfuhren, nutzen sie eine treffliche Gelegenheit, zur Achtung für die Welt des andern zu erziehen. Dies um so mehr, wenn sie gleichzeitig umgekehrt zeigen können, dass sie ihrerseits einen privaten, eigenen Bereich des Kindes mit dem Alter zunehmend ebenfalls achten.

Das fuhrt mich zum dritten Beispiel räumlicher Strukturen und ihrer Bedeutung innerhalb der Wohnung: der psychologischen Bedeutung des Kinderzimmers. Es besteht heute weitherum Einigkeit, dass von einem gewissen Alter an ein eigenes Zimmer beinahe ein Grundrecht ist. Auch ich werte diaals einen Gewinn, den wir dem materiellen Fortschritt verdanken. Ich schliesse aber die Frage an, ob wir nicht auch hier ob dem quantitativen Gewinn das Qualitätsproblem aus den Augen verloren haben. Typische Kinderzimmer sind klein (Bett, Tisch, Stuhl, Schreibplatz für Aufgaben und, wenn's gut geht, ein Quadratmeter Spielfläche); sie sind völlig unzureichend isoliert gegen Schall, der aus dem Zimmer heraus oder ins Zimmer hineindringt; und sie liegen innerhalb der Wohnung an einer beliebigen Stelle. Typische Kinderzimmer schränken die möglichen Tätigkeiten des Kindes in starkem Masse ein, wohl noch stärker als die Wohnungsumgebung. Ich halte solche Kinderzimmer für eine Fehlinvestition. Eigentlich verfehlen sie aufjeder Altersstufe genau das, was das Kind vom räumlichen Zentrum seiner Existenz erwarten könnte. Das kleine Kind wird im kleinen Zimmer von seiner Mutter isoliert. Dem Vorschulkind erschwert es das Zusammenspielen mit Geschwistern und anderen Kindern. Dem Schulkind erleichtert es weder in ruhiger Abgesondertheit zu lesen und zu denken, noch gibt es seinem Expansionshunger und Tätigkeitsdrang den nötigen Raum. Für die Heranwachsenden schliesslich ist das Kinderzimmer eine Katastrophe, an der oft genug die ganze Familie schwer zu tragen hat. Ich meine, dass dem Heranwachsenden und den Eltern keine räumliche Unterstützung des notwendigen Ablösungsprozesses gegeben wird, dadurch dass sein Zimmer praktisch mitten in der Familie liegt. Die Folge ist, dass der Jugendliche entweder zu lange Kind bleibt oder zu früh, wie man so sagt, auf die Strasse geht. Es scheint mir nicht zufällig, dass sich die Jugendunrast der letzten Jahre u. a. in der Forderung nach autonomen Jugendzentren manifestiert. Vielleicht suchen die Jugendlichen ein räumliches Zentrum für ihr Leben, das ihnen die Familienwohnung nicht geben kann.

Mit den Familienwohnungen sind auch die Familien klein und gleichartig geworden. Es ist schwer zu sagen, ob der Wohnungsbau der Reduzierung der Familie nur nachgefolgt ist oder ob er sie mit verursacht hat. Tatsache aber ist, dass wir jetzt die vielen kleinen und gleichartigen Wohnungen haben und damit jeder Versuch einer Familie, sich zu erweitern, schweren Hindernissen begegnet. Fast unmöglich ist z. B. die Hereinnahme weiterer Personen wie Verwandte, Betagte, Kameraden der Kinder, Behinderte, Personen aus andern Gegenden usf. Damit solche Personen die Familie wirklich bereichern können, damit die unvermeidlichen Konflikte eine Chance haben, bewältigt zu werden, müssen sie ähnlich wie die Heranwachsenden psychologisch-räumlich in sinnvoller Distanz zur Familie leben können: zugleich zugehörig und doch ausreichend getrennt, dass ihre Rollenbeziehung klar sichtbar ist. Dazu braucht es etwas reichere räumliche Strukturen als die typischen Drei- oder Vierzimmerwohnungen, in denen die Zimmerkästchen reihum um ein Entree herum angeordnet sind: ich denke z. B. an separate und halbseparate Zimmer und Zimmergruppen, die je nach Bedarf vielleicht der einen, vielleicht der benachbarten Wohnung zugeordnet werden können. Sogar die Mansarde enthält etwas von dieser Idee.

Man könnte aber wesentlich weitergehen; und es gibt durchaus Baufachleute, die sich einiges dazu einfallen lassen, manchmal durch unnötige Bauvorschriften oder durch Geldgeber eingeengt, die nur das schon Bekannte akzeptieren. Ich behaupte, dass sich das Investieren in Wohnungsbau mit reicheren Baustrukturen auszahlen wird. Nicht nur wird wahrscheinlich die höhere Wohnqualität von zunehmend mehr Leuten gesucht werden. Es wird auch aller Wahrscheinlichkeit nach das Verhältnis zwischen der traditionellen Arbeitswelt und dem Lebensbereich des Wohnens sich verändern, und zwar im Sinne einer stärkeren Durchmischung. Am Beispiel der elektronischen Datenverarbeitung und anderer Dienstleistungen ist bereits heute einiges davon zu beobachten. Es ist schon bald nicht mehr ein technisches, sondern nunmehr ein organisatorisches Problem, dass ein beträchtlicher Teil der Arbeitsplätze wieder nahe bei den Familien eingerichtet werden kann. Ich will aber nicht den Propheten machen, sondern nur darauf hinweisen, dass wir uns die Entscheidung für oder gegen eine stärkere Durchmischung von Arbeiten und Wohnen offenhalten und nicht durch einen Mangel an geeigneten baulichen Strukturen aus der Hand nehmen lassen sollten. Ich plädiere also für einen Wohnungsbau, der eine offenere Familie ermöglicht, sowohl was ihre personelle Zusammensetzung betrifft wie auch bezüglich der Erweiterung von Tätigkeiten, die in und in der Nähe der Familie stattfinden.

 

Anonymität, Isolation und Einsamkeit oder soziale Kompetenz

Das fuhrt mich zurück zum Ausgangspunkt: vom Leben in der Wohnung gibt es Wirkungen darüber hinaus. Beziehungen innerhalb der Wohnung bilden die Grundlage der Kompetenz, mit dem andern umzugehen.

Ich habe davon gesprochen, dass Innen und Aussen der Wohnung sehr schroff voneinander getrennt sind. Die Wohnungstüre ist in vielen Fällen eine schwer passierbare Grenze. Wie Untersuchungen zeigen, ist dies um so mehr der Fall, desto grösser die Zahl der im gleichen Haus lebenden Familien ist. Die Familie steht in der Defensive und versucht sich ihr Refugium zu sichern, kann man vermuten, weil so viele ihrer Aufgaben von andern gesellschaftlichen Institutionen übernommen worden sind. Wiederum stützt der Wohnungsbau diese möglicherweise für die Familie fatale Rückzugstendenz. Nicht nur durch den Bau von einheitlichen und abgeschlossenen Kästchen, die es fast unmöglich machen, dass die Bewohner ihre Identität, wer sie sind und sein möchten, nach aussen kund tun. Es gibt so etwas wie ein Gesetz der mittleren Menge; das wird oft missachtet. Es scheint, dass Menschen ein gewisses mittleres Mass an Information oder neuen Eindrücken brauchen; sowohl zu wenig wie auch zu viel ist auf die Dauer unerträglich belastend und wirkt sich aus. Allerdings lange Zeit so subtil, dass man sich leicht täuschen kann. Doch fuhrt letztlich beides zu Vereinsamung.

In diesem Zusammenhang möchte ich über eine Reihe von Experimenten berichten, die zwar mit Studenten in Studentenwohnheimen gemacht worden sind, aber wohl mit einiger Plausibilität auf das Wohnen von Familien übertragen werden können. Die beiden amerikanischen Psychologen Baum und Valins haben mit ihren Mitarbeitern das soziale Verhalten von Studenten untersucht, die entweder in Korridorzimmern oder in Appartementzimmern lebten. An der gleichen Universität gab es Studentenheime mit gleich viel Grundfläche pro Student, je 32-36 Studenten auf einem Stockwerk, bei gleicher Ausstattung. Der einzige Unterschied zwischen den beiden Wohnweisen bestand darin, dass im einen Fall die 17 Doppelzimmer schön der Reihe nach an einem langen Korridor angeordnet waren, am einen Ende Treppenhaus, ein Wohn- und Fernsehzimmer am andern und Toiletten in der Mitte; im andern Fall waren je 3 Doppelzimmer um eine kleine Diele mit zugeordneten Toiletten gruppiert. Das bedeutet, dass ein «Korridorstudent», wenn er aus seinem Zimmer tritt, mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit einen oder mehrere von 35 Kameraden antrifft, von denen er die meisten natürlich nur oberflächlich kennen kann. Umgekehrt lebt der «Appartementstudent» gewissermassen mit 5 Kameraden in einer vertrauten Gemeinschaft zusammen: bevor er in die Öffentlichkeit hinaustritt, passiert er die Diele und eine weitere Türe; die Gewohnheiten der 5 Kameraden sind ihm vertraut, egal ob er mit ihnen enger befreundet ist oder nicht; die übrigen 30 Studienkollegen sind ihm ferner, bzw. er kann sich mit einzelnen von ihnen nach seinen eigenen Wünschen befreunden oder nicht. Durch diesen oberflächlich sehr einfachen Unterschied in der Bauweise werden nun ausgesprochen deutliche Unterschiede in der Lebensweise der beiden Studentengruppen erzeugt; es ist geradezu unglaublich, was die beiden Forscher bisher in einer ganzen Reihe von Untersuchungen herausgefunden haben. Beispielsweise kann man beobachten, wie oft und wie lange die Studenten mit andern in Kontakt treten: die Gesamtzahl der Kontakte war etwa ähnlich; bei den Korridorstudenten wurden sie zu drei Vierteln im Korridor beobachtet, und sie waren kurz und oberflächlich; der Wohnraum wurde praktisch nur zum Fernsehen benutzt; bei den Appartementstudenten hingegen waren drei Viertel der Kontakte in den Dielen. Es scheint, dass die Korridorbewohner Orte meiden, wo sie mit andern ins Gespräch kommen.

Interessant ist nun, dass die unterschiedliche Wohnweise, schon wenige Wochen nach Semesterbeginn, weit über die Wohnsituation hinaus Auswirkungen auf das gesamte Leben der Studenten hat. Beispielsweise hat man die Studenten auch in einer arrangierten Wartzimmersituation beobachtet: keine Unterschiede beim Alleinwarten; beim Warten zu zweit setzen sich die Korridorstudenten weiter weg vom andern als die Appartementstudenten, sie schauen ihn weniger an, und sie sprechen fast dreimal seltener mit ihm; sie ziehen das Blättern in einem Magazin vor. In Fragebogen geben sie auch häufiger Gefühle des Unbehagens an, wenn das Warten beim Zahnarzt ist.

Genauere Untersuchung zeigt, dass es nicht einfach die Gegenwart der andern ist, die den Korridorstudenten Unbehagen macht, sondern die Erwartung, dass man ,dem andern nicht ausweichen kann. Die Ergebnisse insgesamt werden so verstanden: die Korridorstudenten müssen infolge der baulichen Gegebenheiten zu viele soziale Kontakte erleiden, über die sie keine Kontrolle haben; ihr Sozialverhalten ist im Unterschied zu den Appartementstudenten stärker aussenbestimmt. Als Reaktion darauf schränken sie generell ihre Kontaktbereitschaft ein und meiden Orte, wo solche wahrscheinlich sind.

Es gibt Gruppenspiele, wo man die Wahl hat, entweder im Wettbewerb gegen den andern zu gewinnen (kompetitiv) oder Koalitionen zu bilden und den gemeinsamen Gewinn zu erhöhen (kooperativ). Beobachtet man die Studenten in solchen Spielen, so zeigt sich, dass die Korridorstudenten am häufigsten kompetitiv, also gegeneinander spielen, die Appartementstudenten jedoch am häufigsten kooperativ, also miteinander. Bei den Korridorstudenten ist auch gehäuft zu beobachten, dass sie sich aus dem Spiel zurückziehen, sich nicht beteiligen.

Das sind Untersuchungen bei amerikanischen Studenten. Übertragungen sind immer heikel. Aber ich denke, dass solche Ergebnisse schon auch etwas von unserer Lebensweise beleuchten. Die Käfighaltung - wenn ich es überspitzt formulieren darf - macht die Menschen hilflos und inkompetent zum Zusammenleben. Es ist wichtig zu sehen, dass sich die Studenten dieser Tatsache kaum bewusst sind. Und das ist auch bei uns bei Bewohnern grosser Blöcke so. Ich habe schon gesagt, dass auf Befragen die meisten Bewohner solcher Quartiere angeben, dass sie sich dort wohl fühlen. Viele sagen, dass es eben gerade die Anonymität ist, die sie suchen und dort tinden; dass sie nicht jeder Nachbar kennt und dass sie sich selber nicht um jeden Nachbarn kümmern müssen. Sie kennen das Sprichwort von den sauren Trauben: ob diese Leute nicht aus ihrer sozialen Not eine Tugend zu machen versuchen?

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Soweit einige Beispiele aus der sozialwissenschaftlichen Forschung über das Wohnen sowie einige Vermutungen im Anschluss daran. Ich möchte nun zum Abschluss meiner Ausführungen einige wesentliche Punkte in Thesenform zusammenfassen und kurz kommentieren:

1. Die Wohnung ist das Gefäss für die Familie oder der reale Ort ihrer Existenz.

Jede kulturelle Gegebenheit braucht zur Sicherung ihrer Existenz einen realen, materiellen Träger. Eine Idee ist dann stark, wenn sie aufgeschrieben werden kann, wenn es ein Symbol gibt, in dem sie sich immer wieder gut erkennbar manifestiert. Das Individuum, die menschliche Person verfügt über den Organismus als unzweifelhaften Träger seiner Existenz. Die Familie als eine sozio-kulturelIe Institution hat nur schwache real-konkrete Träger etwa im Familienrecht oder in den Traditionen; ein jahrhundertelang sehr wirksamer Träger, die Institution der Ehe, hat eine gefährdete Zukunft. Die Wohnung könnte für die Familie sein, was der Organismus für die Person ist: ein Gefäss, ein Träger ihrer Existenz. Wie man den Körper pflegt, übt, verschönert, verbessert, sollte man durch die Kultivation der Wohnung aktiv zur Verbesserung der Familie beitragen.

2. Durch bestimmte Bauweisen und Bauformen beeinflussen wir das Verhalten und die Entwicklung der Familie und der Individuen in bestimmter Weise; wir haben Entscheidungen zu treffen, ob wir Bauformen bevorzugen, welche das Individuum und die Familie in ihrer Eigenständigkeit stärken oder schwächen.

Ich bin hier etwas kühn mit meiner Behauptung. Und ich steche zweifellos in ein Wespennest. Letzten Endes rüttle ich am Fundament des gesamten Bauwesens, wenn ich mich dafür einsetze, dem Bewohner möglichst viel Autonomie in der Gestaltung, Planung, Ausführung und Verwaltung seiner Behausung zuzugestehen. Weder die Wohnbaufachleute noch die Sozialwissenschaftler des Wohnens wissen, was eine gute Wohnung ist, weil das letzten Endes auf die Bewohner ankommt. Die Wohnung ist auch nie fertig, solange sie von Menschen bewohnt wird, die sich entwickeln von der Kindheit bis ins Alter; sie darf nie, fertig sein, sonst mach sie die Bewohner fertig. Die Wohnung ist eben nicht nur in finanzieller Hinsicht ein Investitionsgut, sondern auch im Hinblick auf ihre Bedeutung für das Leben und das Zusammenleben. Man muss ihren besonderen "instrumentellen" Charakter mehr und mehr herausstellen. Ich finde mich aber durchaus in Übereinstimmung mit unseren demokratischen Idealen, wenn ich die Eigenständigkeit des Wohnens der kleinen Gruppe, insbesondere der Familie fordere. Denn die Familie steht wie keine andere Institution des menschlichen Lebens im Schnittpunkt zwischen Individuum und Gesellschaft. Sie verkörpert und lehrt zugleich Eigenständigkeit und Solidarität.

3. Wohnen ist eine anspruchsvolle Tätigkeit. Sie umfasst Wirken auf die Welt und Rückwirken der Welt auf den Menschen. Wohnen will gelernt sein.

Wohnen geht nicht von selbst. Nicht nur müssen Voraussetzungen von Seiten der räumlichen Strukturen gegeben sein, in der Wohnung und darum herum, die jetzt nicht immer ausreichend sind. Es ist auch unumgänglich, dass die wohnenden Menschen diese Tätigkeit als eine anspruchsvolle Tätigkeit verstehen und sich dafür ausreichend vorbereiten. Ich bezweifle, dass die eigenen Kindheitserfahrungen, oft unter ungünstigen Bedingungen erworben, dafür ausreichen. Es ist aber nicht einzusehen, warum unser Bildungssystem so einseitig auf die Förderung der Arbeitswelt orientiert ist, und auch dann, wenn es sich Teiltätigkeiten des Wohnens widmet, die Leistungen in den Vordergrund stellt: das Kochenkönnen, das Putzenkönnen, das Flickenkönnen.

Ich glaube, dass wir die «Kompetenz zu wohnen» als einen Bestandteil der Grundbildung des Menschen verstehen sollten. Konkret schlage ich vor, den traditionellen Hauswirtschaftsunterricht, dessen Reform ja im Gange ist, in Richtung «Verbesserung der Befähigung zu sinnvollem Wohnen» zu verändern. Das Wohnbauwesen und noch mehr die Einrichtungsindustrie spiegeln den Leuten das Wohnen als einen Konsumbereich vor. Diese fatale Tendenz sollte neutralisiert werden durch eine Stärkung der Individuen und Familien, welche befähigt zum Urteil und zur freien Wahl. Der Vorbereitung von Lehrern für das Wohnen ist ganz besondere Sorgfalt zu widmen. Sinnvolles Wohnen kann nicht als Auftrag an irgendwelche Fachleute delegiert werden. Es geht uns vielmehr alle an. Die Verbesserung des Wohnens ist deshalb in erster Linie eine pädagogische Aufgabe.

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Ich bin davon ausgegangen, dass weit verbreitet ein Unbehagen besteht über unser heutiges Wohnen. Und das hat in letzter Zeit deutlich zugenommen. Seit dem Zweiten Weltkrieg hat sich aber die pro Person verfügbare Wohnfläche in der Schweiz, insbesondere in den Städten, nahezu verdoppelt. Dennoch spricht man allenthalben von «Wohnungsnot». Unser Zoodirektor, das Bauwesen, scheint uns nicht eine gebaute Umwelt anzubieten, in der wir zu unserer eigenen Befriedigung gedeihen. Könnte es sein, dass wir aus dem dumpfen Gefühl heraus, von unseren Wohnungen das nicht zu bekommen, was wir von ihnen erwarten, nach immer mehr Wohnfläche rufen? So wie jemand, der sich einseitig ernährt, immer mehr isst, um wenigstens ein bisschen von dem zu bekommen, was ihm fehlt.

Ich weiss keine sichere Antwort. Aber ich hoffe, Ihnen gezeigt zu haben, dass mit Hilfe des sozialwissenschaftlichen «Mikroskops» einige Zusammenhänge zwischen Wohnen, Bauen und Leben durchsichtiger geworden sind. Noch stehen wir erst am Anfang solcher Einsichten. Es ist aber schon deutlich geworden, dass das Wohnbauwesen in begreiflicher Kurzsichtigkeit zu sehr das Gebaute und zu wenig den Menschen im Gebauten in Betracht gezogen hat.

Die zunehmende Verbreitung des Wissens um diese Zusammenhänge wird immer mehr Menschen erlauben, klüger zu wählen und bewusster zu wohnen, mit der gestalteten Umwelt erwünschte Wirkungen zu erzielen und unerwünschte Nebenwirkungen zu vermeiden. Dieses Wissen wird, wenn es von den Wohnbaufachleuten übernommen wird, allmählich auch dazu beitragen, dass eine anders gebaute Welt besseres Wohnen erleichtert. Da Gebautes in der Regel einige Zeit überdauert, darf man nicht zu rasche Auswirkungen erwarten. Um so mehr sollten wir uns beeilen!

 

Ausgewählte Literatur zum Thema

Baum, A., & Valins, S. (1977): Architecture and social behavior: psychological studies of social density. Hillsdale N. J., Erlbaum, 1977.

Baumann, R., & Zinn, H. (1973): Rindergerechte Wohnungen für Familien. Eidg. Forschungskommission Wohnungsbau, Schriftenreihe Wohnungsbau, Nr. 23d. Bern, EDMZ

Conway, D. J. (Ed. 1977): Human response to tall buildings. Stroudsburg Pa., Dowden-Hutchinson-Ross, 1977.

Herlyn, U. (1970): Wohnen im Hochhaus: eine empirisch-soziologische Untersuchung in ausgewählten Hochhäusern der Städte München, Stuttgart, Hamburg und Wolfsburg Stuttgart, Krämer, 1970.

Lauwe, P. C., de, & Lauwe, M. C., de (1960): Famille et habitation. Paris, C. N. R. S., 2e ed. 1967.

Meyer-Ehlers, G. (1968): Wohnung und Familie. Stuttgart, Deutsche Verlagsanstalt, 1968.

Mühlich, E., Zinn, H., Kröning, W., & Mühlich-Klinger, 1. (1978): Zusammenhang von gebauter Umwelt und sozialem Verhalten im Wohn- und Wohnumweltbereich. Bonn, Schriftenreihe «Städtebauliche Forschung» des Bundesministers für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau, Nr.03.062,1978,186 p.

Newman, 0. (1972): Defensible space. New York, MacMillan, 1972.

Niethammer, Lutz (Ed. 1979): Wohnen im Wandel: Beiträge zur Geschichte des Alltags in der bürgerlichen Gesellschaft. Wuppertal, Hammer, 1979,431 p.

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