Alfred Lang's HomepageOverview|Help|Actual Events© 1998 by Alfred Lang, scientific and education use permitted, last revised 25.2.1998

Alfred Lang

University of Bern, Switzerland

Conference Presentation 1990/1991

Bauen und Wohnen psychologisch zu verstehen: drei theoretische Perspektiven (Kiel)
Wohnbedürfnisse, Wohnwünsche und was vielleicht dahintersteckt (Berlin)
Mit einem Schema zum Theorienvergleich

1990.07

@DwellTheo @CuPsyEx

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Vortragsvorlage DGP Kiel, September 1990, und TU Berlin, 2.7.1991
Zusammenfassung im Kongressbericht DGfPs, Kiel September 1990, S. 401-402, verfasst im Januar 1990

© 1998 by Alfred Lang

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Inhalt

 

English Abstract

Zusammenfassung (Abstractband Kongress)


Abstract

Building and living in are human activities binding a large portion of our time and resources. They are in need of a psycho-sociological explanation, because the typical, purely functional interpretations do not explain, why humans build the way they build und use buildings in particular places and times.

This expose for oral presentations is a sketch of the two major groups of theorizing about the dwelling activity or process: need theory and action theory. Learning theory or psychoanalysis are shown to be derivatives of need theory; action theories, in spite of building being a prototype of planning, has never been applied to this field, strangely enough. Without going into the general problem plaguing these theories, it is shown that they are insufficient to make understandable why people build houses and dwell the way they do in the various cultures of the world. A third, entirely different approach, called semiotic ecology is also sketched. It is based on the idea that whatever we can encounter on the surface of this planet is an evolutionary emergence from interaction of existing structures, things and people at any given time and place included. A matrix of questions ranging from the ontological and epistemological to the methodological and the anthropological is proffered in order to catch and the essential caracteristics of the three theories.

 


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Zusammenfassung

Bauen und Wohnen psychologisch zu verstehen: drei theoretische Perspektiven

Abstract, Kongressbeitrag DGfPs, Kiel 1990

[Zusammenfassung im Kongressbericht DGfPs, Kiel September 1990, S. 401-402, verfasst im Januar 1990]

 

In der Umweltpsychologie wurde wiederholt ein gravierendes Theoriedefizit beklagt. Bauen und Wohnen verdienen eine gründliche theoretische und empirische Anstrengung, wenn man einmal begriffen hat, dass diese in allen Kulturen zentralen Phänomene in erster Linie einer psychologischen Begründung bedürfen und dass sie möglicherweise deshalb in industrialisierten Kulturen soviele Probleme schaffen, weil sie anthropologisch unzureichend verstanden werden.

Ich erkenne auf dem Hintergrund psychologischen Denkens im 20. Jh. drei theoretische Ansätze oder Konzeptualisierungsweisen. Diese möchte ich in ihren Grundzügen aufzeigen, anhand des spärlich verfügbaren empirischen Materials konkretisieren, auf ihre anthropologischen Voraussetzungen hin befragen und auch im Hinblick auf ihre ethischen Implikationen bewertend miteinander vergleichen.

In der Wohnpsychologie dominiert bei Psychologen und Laien eine "Bedürfnistheorie". Sie geht davon aus, dass Menschen homöostatische Gebilde sind, welche zur Erhaltung innerer Sollzustände des Umgangs (Wohntätigkeit) mit äusseren Instrumenten (dem Gebauten) bedürfen. Die Liste der aufgewiesenen Wohnbedürfnisse ist lang und offen (zB Antje Flade) und sie vermengt Explikate und Explananda; eine Systematik der Bedürfnisse, welche die logische Zirkularität dieser Motivationstheorie vermindern könnte, steht aus. Empirisch und praktisch orientieren sich Bedürfnistheoretiker letztlich an der Wohnzufriedenheit.

Merkwürdig ist, dass Bauen und Wohnen nicht zu einem beispielhaften Gegenstand einer "Handlungstheorie" gemacht worden sind, wenn man von den feinsinnigen Einsichten in das Wohnen von Ernst Boesch absieht (die er freilich bisher nicht in seine Theorie des symbolischen Handelns integriert hat). Hier würden Menschen als zukunftsentwerfende und planrealisierende Wesen begriffen, welche Gebautes als Selbstzweck oder instrumentell für weitere Motive herstellen und in der Tätigkeit des Wohnens vollziehen. Wohnwünsche und ihre Konkretisierungen in Architekturspielen und Kleinbürgeridyllen wären folgerichtig die empirisch-praktische Datenbasis.

In dieser überzeichneten Charakterisierung der beiden generellen Ansätze wird vielleicht deutlich, dass beide stark auf die Motivation der Individuen zentriert sind und (deshalb?) das Verhältnis zwischen Innenbedingungen (Bedürfnisse, Zielzustände) und Aussenbedingungen (gebaute, gestaltete Welt) nicht zu klären vermögen; auch werden die soziale Bedingtheit des Wohnens und seine sozialen Wirkungen nur sekundär über (meist antagonistische) Bedürfnisse und Zielorientierungen eingebracht. Ich strebe deshalb nach einer psychologischen Wohntheorie, welche eine "ökologische" Auffassung des Mensch-Umwelt-Verhältnisses zugrundelegt und die These verfolgt, gebaute Strukturen und gestaltete und angeordnete Objekte seien Bedeutungsträger oder Zeichensysteme von und für Individuen und Kollektive. Gebaute Strukturen seien den traditionell von der Psychologie betrachteten innerpsychischen Strukturen zumindest in ihrer Funktionalität gleichzusetzen. Eine semiotisch-ökologische Theorie des Wohnens richtet sich mithin auf die durch Herstellung, Veränderung und Benutzung von Wohnbauten und ihres Zubehörs geleistete Regulation der Eigenständigkeit (Autonomie) von und des Zusammenhangs (Integration) zwischen beteiligten Individuen und Gruppen.

 

Boesch, E.E. (1983) Die Kulturbedingtheit des Menschen. In: Gordan, P. (Ed.) Menschwerden, Menschsein. Kevelaer; Butzon & Bercker. S. 339-369.

Flade, A. (1987) Wohnen psychologisch betrachtet. Bern, Huber. 194 S.

Lang, A.; Bühlmann, K.; Oberli, E. (1987) Gemeinschaft und Vereinsamung im strukturierten Raum. Schweiz. Zeitschr. f. Psychologie 46(3/4) 277-289.


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1. Bedürfnistheorien

Die typische Bedürnfistheorie des Wohnens taugt nichts zu seiner Erklärung,

weil sie (wie alle Bedürfnistheorien, die nicht die Bedürfnisse unabhängig von ihren Wirkungen aufzeigen oder wenigstens eine Systematik der Bedürfnisse aufbauen) zirkulär ist und

neben der negativen (Bedürfnisstillung) eine positive Rückkoppelung enthält (Aufschaukelung zu immer grösserem Komfort)

Es kann sich (auch wenn eine diffuse Kompenente eines Bau-Instinkts nicht auszuschliessen ist) nicht um Primärbedürfnisse (à la Hunger) handeln,

sondern allenfalls um abgeleitete, Sekundärbedürfnisse (wie immer man sie konzipiert)

Damit wären jedoch völlig beliebige Bedürfnisse möglich, entsprechende Lern- oder Aufbaugeschichte(n) und die dafür geeigneten Bedingungen vorausgesetzt.

Damit ist aber ihre Beliebigkeit gegeben!

Streng genommen ist also die Bedürfnis-Erklärung nichts als eine Redeweise zur Beschönigung des gerade Vorhandenden

Sie ist mehr eine politische Position für einen bestimmten gegenseitigen Umgang mit und in der Bevölkerung als eine wissenschaftliche Begründung des Wohnens

 

Allg. Umschreibung

Als Bedürfnistheorien kann man in der Psychologie eine Familie von motivationstheoretischen Ansätzen bezeichnen, deren Grundidee als Bestreben zur Behebung eines Mangels in Analogie zu den biologischen Stoff- und Energieregulationsprozessen gebildet ist. Synonyme Bezeichnungen sind etwa: Triebtheorien, Antriebstheorien.

Nicht manifest spezififzierbareBedürfnisbehebungsfunktionen werden heute meistens in Anlehnung an kybernetische Steuersysteme als Homöostaten beschrieben. Dabei werden ein sensorisches und ein effektorisches Subsystem unterschieden, welche über ein Vergleichssubsystem mit einem Sollwertsubsystem derart miteinander verbunden sind, dass bei aktuell festgestellten Diskrepanzen zwischen Istwert und Sollwert das Effektsystem dergestalt aktiviert wird, dass der Sollwert in der Zeit wieder hergestellt werden kann. Während solche Steuersysteme theoretisch sehr gut in Form von Differentialgleichungen oder Rückkoppelungs-Algorithmen modelliert werden können, ist ihr operationeller Bezug zur empirischen Wirklichkeit in nicht-technischen Systemen sehr problematisch. Sobald nämlich die 4 Subsysteme nicht unabhängig voneinander dargestellt werden können, lässt sich das Gleichungssystem nicht lösen. Das ist zumindest immer dann der Fall, wenn eines oder mehrere der Subsysteme ihrerseits als Teilsysteme von (oft mehreren!) übergeordneten Systemen verstanden werden müssen, um ihrem Verhalten gerecht zu werden.

 

Primärbedürfnisse, zB Instinkte, zB Nestbau, Funktionsbereiche

Hunger, Durst, Atmung, Elimination oder Schmerzvermeidung sind als anerkannte, sog. biologische Primärbedürfnisse einigermassen gut verstanden; schon etwas heikler ist es bei Bedürfnissen im Zusammenhang mit Sicherheit, Fortpflanzung, Pflege und Gepflegtwerden oder gar mit Dominanz und Submission oder Exploration. Der Begriff findet wohl seine verhältnismässig sinnvollste Verwendung im Zusammenhang mit dem ethologischen Instinktkonzept, in welchem motivationale Innenbedingungen (zB Stimmung) mit aktuellen Aussenbedingungen (zB Auslösereize) und einem spezifischen Verhaltensrepertoire angeborenermassen gekoppelt sind. Sollwerte können so eine implizite Variable bleiben, obwohl sich einem Beobachter oft die Zielorientiertheit solcher Systeme aufdrängt, so dass er leicht spezifische (zB Nestbau) oder generelle (zB Lebens- und Arterhaltung) "Sollwerte" attribuieren kann. Was den Funktionsbereich des "Wohnens" betrifft, kann der Nest- oder Höhlenbau vieler Arten als Instinkt verstanden werden; doch dürften solche Erbkoordinationen beim Menschen, falls rudimentäre Varianten davon überhaupt nachgewiesen werden könnten, im Verhältnis zu ihrer kulturellen Überformung von minimalem Gewicht sein. Immerhin dürfte das "Bauen zum Wohnen" ein nahezu universaler Zug des Menschen sein. Anderseits bedürfen gerade die ungezählten Variationen davon einer Erklärung, und das schafft keine biologische Theorie.

 

Erworbene oder sekundäre Bedürfnisse

In der Humanpsychologie sind jene Konzepte zwar auch bedeutsam; aber prominenter und wichtiger ist die Vorstellung von erworbenen oder sekundären Bedürfnissen. Nur um solche könnte es sich angesichts der kulturellen Diversifikation und des ständigen Wandels beim "Bauen zum Wohnen" überhaupt handeln. Eine Komplikation bringt zudem die Möglichkeit der Unterscheidung zwischen "objektiven Bedürfnissen" oder Bedarf und "subjektiven Bedürfnissen" oder den Bedürfnissen, wie sie im Erleben einer Person repräsentiert sind, auf die ich hier so wenig eingehen will wie auf derem physiologistische Reduktion, nämlich nur im Zusammenhang mit der Methodik.

 

Beliebige Listen von Sekundärebedürnfissen

Während nun bei den Primärbedürfnissen die Abgrenzung bzw. Aufzählung anhand der Vollzugshandlungen verhältnismässig einfach erscheint, ist dies bei abgeleiteten Bedürfnissen zum unlösbaren Problem geworden. Entsprechend sind denn auch kürzere oder längere Listen von Bedürfnissen aufgestellt werden, deren Beliebigkeit nicht zu übersehen ist. Kennzeichen ist in jedem Fall die postulierte Kombination der motivierenden Funktion (Energetisierung, Stärke des Antriebs) mit der richtenden Funktion (kognitiver Aspekt, worauf hin richtet sich der Trieb?).

 

Lerntheorie

In der behavioristischen Lerntheorie wird angenommen, dass auf Seiten der elizitierenden Bedingungen wie auf Seiten der elizitierten Vollzugshandlungen beliebige Ausweitungen des Repertoires möglich sind; die Unterscheidung von unbedingten und bedingten Reizen und von respondenten bzw. operanten Akten wird demnach für das Verhalten im Zusammenhang mit Sekundärbedürfnissen völlig fliessend. Auch schwankt der Begriff des Bedürfnisses selbst zwischen dem eines operationalisierbaren Reizes (durch Deprivation), eines hypothetischen Konstrukts und einer konditionierten Reaktion.

 

Psychoanalytische Variante

Auch die Motivationsauffassung der Psychoanalyse ist eine Bedürfnistheorie im beschriebenen Sinn. Allerdings sind infolge der Annahme einer präformierten Triebentwicklungsgeschichte die Zuordnungen von Triebzuständen und Triebobjekten in der Aussenwelt Restriktionen unterworfen. Der eingeschränkten Beliebigkeit der Triebziele steht dann freilich die umso grössere Willkür der Vollzugshandlungen (bis zur Umkehr ins Gegenteil) zur Seite.

 

Beliebig entwickelbare Gewohnheiten

Welche Lerntheorie man dem Erwerb von abgeleiteten Bedürfnissen auch immer genau zugrunde legt, so ist wohl allen diesen Versuchen die Idee einer doppelten Gewohnheitsbildung gemeinsam. Richtung und Intensität von zielgerichtetem Verhalten werden auf intern konstituierte, an angeborene Antriebsmomente anbindende, vor allem aber erfahrungsbedingt erworbene Bedingungen zurückgeführt, die zwar phasisch und tonisch variieren können, aber doch grundsätzlich der Idee von Sollwerten entsprechen. Einerseits entsteht so die "Gewohnheit" von anstrebenswerten Zuständen, entsprechend den Sollwerten in homöostatischen Systemen; und anderseits bilden sich Verhaltensmuster für Bereiche von Rahmenbedingungen heraus, welche sich als geeignet erwiesen haben, Annäherungen an die Sollwerte herbeizuführen. Empirisch zugänglich sind unter diesen Modellvorstellungen nur die Vollzugshandlungen. Indikatoren der Sollwerte, also der Bedürfnisse, sind -- im Unterschied zu den hormonalen Messwerten oder zyklischen Verläufen der Primärbedürfnisse -- nicht unbhängig von den Vollzugshandlungen selbst verfügbar. Nur dann könnten freilich die Bedürfnisse als Erklärungen für das Vollzugshandeln verstanden werden. So wie die Dinge stehen, sind Bedürfnistheorien auf der abgeleteiten Ebene also logisch zirkulär, dh sie erklären alles oder nichts.

 

Zirkularität

Anwendung auf Bauen und Wohnen

Will man das Konzept der abgeleiteten Bedürfnisse auf das Bauen und Wohnen anwenden, so ergeben sich zwei mögliche Strategien zur Gewinnung einer Systematik von Wohnbedürfnissen. Einerseits kann man sich an der Ebene der Primärbedürfnisse orientieren und schauen, ob sich die beim Bauen und Wohnen beobachteten Vollzugshandlungen dergestalt um einige elementare Primärbedürfnisse herum gruppieren lassen, dass ihre Ableitung daraus plausibel erscheint. Anderseits kann man die Vollzugshandlungen im Bereich auflisten und klassifizieren. In der bisherigen Forschungspraxis wurden leider diese beiden Strategien stets vermischt.

 

Beispiele

Hetzer 1930

Claude Lévy-Leboyer (vgl. Stokols &Altman 1987.1180)

Mayer Spivack 1973

Grundbedürfnlsse für Archetypal Places (M. SPIVACK,1973) 

 Antje Flade 1987

Bedürfnislisten mit allen erdenklichen Gegensätzen gleichzeitig (ähnlich McDougall)

 

 

Haupt-Charakteristika und Mängel

Homöostase als Grundidee, aber Sekundärbedürfnis(se)

schwer zu vereinbaren mit der enormen Vielfalt der Wohn(bau)formen

und mit der dennoch hohen Regelhaftigkeit des Bauens undWohnens

Kann Explanans nicht unabhängig vom Explanandum darstellen,

mithin logisch zirkulär

Vorzüge und Probleme

nahe an Alltagssprache, plausibel

aber operational nur primitiv zu fassen

ohne Erklärungswert, bzw. mit widersprüchlichen Funktionen

führt zur Proliferation des Bauens unter Betonung quantitativer Aspekte

 

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2.Zielhandlungstheorien

Plan- oder Zielhandlungstheorie

Name zur Unterscheidung, zB Instinkttheorie, Lerntheorie, Feldhandlungstheorie.

 

Aspekte

Rationalität und Alltäglichkeit

Als Zielhandlungs- oder Planhandlungstheorien sei eine Familie von psychologischen Erklärungsansätzen bezeichnet, welche im Gegensatz zu den biologistisch orientierten Bedürfnistheorien eher eine Affinität zu Rationalität aufweisen. Sie nehmen einerseits das "naive" Selbstverständnis des erlebten Handlungsvollzugs ("ich will jenes tun oder erreichen und dazu ist dieses instrumental") auf und orientieren sich anderseits an Vollzügen in durchorganisierten sozialen, industriellen oder symbolischen Systemen.

 

Vorläufer, Vertreter

Nach dem Vorgang der traditionellen Willenspsychologie und von Denkern wie Pierre Janet, Jean Piaget, Kurt Lewin, Edward Tolman, Talcott Parsons und den russischen Tätigkeitspsychologen (Vygotsky, Leontiev, Luria, Rubinstein) hat mit Milller, Galanter & Pribram 1960 eine neue Konzentration auf das Problem des Handelns eingesetzt, die vor allem im deutschen Sprachraum zu einer Familie von sogenannten Handlungstheorien führte. Als wichtigste Vertreter seien genannt die Gruppen um Hacker und Volpert, Kaminsiki, Werbik, Aebli, von Cranach, Boesch sowie die Bemühungen um die "naive Verhaltenstheorie". Bei einigen Autoren steht Handeln als Explanandum im Vordergrund, bei andern dienen Handlungskonzepte mehr der Explikation des Aufbaus kognitiver Strukturen; manchmal wird beides zugleich verfolgt.

 

molar und hierarchisch kognitiv motiviert

Diesen Ansätzen ist gemeinsam, dass sie sich die Steuerung des Verhaltens (a) als auf einer molaren Ebene motiviert erklären möchten und es sich im wesentlichen (b) aus hierarchisch organisierten kognitiven Strukturen bestimmt vorstellen. Die erste Idee (a) hat ihren Niederschlag in einem prononciert vorgetragenen Begriff des Handelns gefunden, der mit Merkmalen wie zielorientiert oder intentional wird, oft mit Bewusstsein verbunden, an Konzepte wie Gestalt, Schema, Wissen u.dgl. anknüpft und eine Orientierung auf Wertfragen zumindest prinzipiell eröffnet. Die zweite Idee (b) ist mechanistischer; modellhaft ist hier die Prozesssteuerung komplexer Abläufe, insbesondere Computeralgorithmen. Ob die beiden Annahmen miteinander vereinbar sind oder ob sie fundamental zueinander im Widerspruch stehen: darüber ist ein erbitterter Streit entbrannt, der in vielen Beispielbereichen ausgetragen wird und dessen Ausgang noch nicht entfernt abzusehen ist.

 

Verhaltensstrom segmentiert

Handeln wird ungeachtet dessen stets nach der Metapher eines fliessenden Stroms begriffen, welcher für einen Handelnden und/oder einen Betrachter segmentiert erscheint (a); abstrahiert man vom zeitlichen Fluss, so lautet eine zentrale These, so bleibt eine hierarchische Struktur, insofern Segmentierungen des Flusses auf mehreren, ineinander verschachtelten Ebenen festgestellt werden können (b). Die Handlungstheorie behauptet, dass in der Segmentierung nicht nur eine Beschreibung, sondern auch eine Erklärung des Flusses vorliegt, insofern jedes Segment formal nach einem gleichen Prinzip aufgebaut sei, nämlich dass dabei eine irgendwie "ungute" Ausgangsstruktur über eine zweckhafte Operation in eine irgendwie "gute" Endstruktur übergeführt werde. Über dem Startoperanden (Situation, Aufgabe, Problem), dem Änderungsoperator (Handlungsakt ieS und dem Resultat (Absicht, Ziel, Leistung) hinaus ist demnach auch die Annahme einer Vergleichs- oder Bewertungsfunktion nötig, welche Ausgangs- und Endstruktur unterscheidet. Entsprechend dem Modell des linearen rückgekoppelten Programmierens dienen die Einheiten der hierarchisch untergeordneten Ebenen jeweils der Realisierung von Einheiten der übergeordneten Ebenen, wobei die jeweils übergeordneten Einheiten die Zielvorgaben für die untergeordneten darstellen und mithin deren Ablauf steuern.

 

kognitivistisch

Handlungstheorie hat bei den meisten einschlägigen Autoren einen stark kognitivistischen Zug, insofern daran gedacht wird, dass der Handelnde in einem intern funktionierenden Symbolsystem (kognitive Repräsentationen, Bewusstsein, Sprache, etc.) nicht nur über ein Bild der Welt und ihrer möglichen Zustände und Reaktionsweisen, Ressourcen und Constraints, sowie über eine Einschätzung der ihm selber möglichen Handlungsweisen und ihrer wahrscheinlichen Effekte verfügt, sondern dieses Bild auch situationsbezogen in einen Plan umsetzen kann, der durch ein Rahmenziel und die dazu instrumentellen Unterziele organisiert wird und die geeigneten situativen Bedingungen und operationellen Massnahmen enthält. Es wird berücksichtigt, dass Pläne und vielleicht auch Ziele eine gewisse Vorläufigkeit zukommen kann, dass sie jedenfalls im Laufe des Vollzugs Änderungen unterworfen sein können.

 

Regulationsebenen

Während sich Handlungstheorien in der Beschreibung, im Verständnis und zur Optimalisierung von sozial institutionalisiertem Handeln wie bei industriellen Steuerungs- und Vollzugsprozessen einer gewissen Beliebtheit erfreuen, sind sie offensichtlich auch mit bisher nicht gelösten Schwierigkeiten verbunden. Beschränkt man ihren Geltungsbereich auf die Regulation von Grundfunktionen menschlichen Handelns wie Lokomotion, Greifen und Manipulieren, Überwachen etc., so ist ihre Ähnlichkeit mit den homöostatischen Ansätzen nicht zu übersehen; es kann aber der Tatsache Rechnung getragen werden, dass die handelnden Vollzüge nicht nur schon Dagewesenes wieder herbeiführen, sondern auch geeignet sind, dem Erringen von Neuem eine Erklärung zu unterlegen. Als potentiell handlungstheoretisch behandelbare Ebenen sind allerdings unterschieden worden:

* Erklärung einer regulativen Grundfunktion des Menschen (wie oben)

* Theorie in bestimmten Tätigkeitsfelder wie Arbeit, Sport (Bauen und Wohnen müssten wohl hier angesiedelt werden)

* Entwurf einer Neuordnung der Psychologie (Überwindung der (mechanistischen!) Lerntheorie)

 

Handlungsfunktionen

Als Funktionen des Handelns (oder Unterlassens) kann man nach Nitsch 1980 (in Asanger & Wenninger) sehen:

* Optimierung des Person-Umwelt-Bezugs durch Selbst- oder Umweltbeeinflussung (Wirkungsaspekt)

* Ausdruck von sich selbst gegenüber der Umwelt: Selbstdarstellung und Widerspiegelung von Werten, Normen, Regeln (Äusserungsaspekt oder soziale Objektivierung)

* Grundlage für materiale, personale, soziale Erfahrung zum Aufbau von Modellen über sich und Welt (Erfahrungsaspekt)

 

Anwendung auf Bauen

Bauen als sehr typisches geplantes Handeln (verwunderlich, dass nicht bearbeitet!)

Aber was sind die Ziele?

des Bauherrn

des Architekten

der Bewohner

der zerstreuten Mächte im Zeitgeist

 

Anwendung auf Wohnen

Irgendwie ein Gegenbeispiel

Einrichten einer Wohnung mag noch planvoll sein; aber was sind die Ziele?

Das alltägliche Wohnen ist eher ziellose Routine, Wiederholung, mit Überraschungen

 

Seltsam, dass Ziel- oder Plan-Handlungstheorie ausgerechnet mit dem Prototyp des Planens, nämlich zum Bauen, nichts angefangen hat!

Versucht man die Position dennoch durchzudenken, wird rasch ersichtlich, dass sie

zur Erklärung des Bauens als Vorgang tauglich scheint

für seine Einbettung in den Lebenszusammenhang aber nicht viel bringt ...

Die politische Position eines durch materielle Miittel getragenen Verhältnisses zwischen Bürgern und Institutionen, die schon der Bedürnfistheorie zugrundliegt, bekommt einfach hier noch einen aktivistischeren Touch: wie man die Bevölkerung lenken will oder kann -- egal ob das von einer öffentlichen oder privaten Instanz aus erfolgt. Die auf Mobilität und "Schafigkeit" (Entwurzelung) angelegten Blockbauten in Ost und West zeigen das deutlich.

...und beim Wohnen weitgehend versagt,

weil zwar viele Einzelvorgänge während des Wohnens zielorientierten Plänen folgen mögen

Wohntätigkeit aber auch gerade dadurch ausgezeichnet ist, dass man sich von den Planungszwängen des Lebens freimachen kann

Dazu kommt, dass gerade durch Bauen überwiegend Wirkungen erzielt werden, die nicht geplant worden sind

Das ist freilich eine Schwierigkeit von Handlungstheorie überhaupt, hier nur besonders augenfällig. Handlungstheorie ist die ideologische Theorie des Macher-Zeitalterrs. Dass sie die Psychologen so spät noch übernommen haben und sich einbilden, sie sei eine sachbeschreibende und -erklärende Theorie!

 

Zentral ist wohl die Problematik der heteronomen vs. autonomen Zielsetzungen

Während Wohnen in unserer Zivilisation mindestens seit dem späten Mittelalter gerade Privatheit, dh weitgehende Freiheit von heteronomer Bestimmung, bedeutet

ist Bauen geradezu geradezu ein Prototyp von (unter dem Mantel von elementarer Zweckerfüllung versteckter) Machtausübung

in geschlossenen Gesellschaften mit minimal variablen Bautraditionen fällt das nicht auf (da ist kein unmittelbares Machtsubjekt auszumachen)
sondern ist geradzu ein idealer, langfristiger gesellschaftlicher Stabilisator

in offenen Gesellschaften mit rascher Bauentwicklung ...: da wurde eine ergiebige psychosoziale Analyseaufgabe ganz unglaublich vernachlässigt!

......

 

Dennnoch Versuch einer Anwendung auf Bauen und Wohnen

Bauen als Protoyp von Planhandeln

Angesichts der Tatsache, dass Bauen geplantes Handeln par excellence ist und angesichts der verhältnismässig grossen Beliebtheit von handlungstheoretischen Denkweisen in den letzten beiden Jahrzehnten gerade im deutschsprachigen Bereich überrascht und erstaunt, dass wir keine Literatur gefunden haben, in welcher explizit handlungstheoretische Konzepte oder Methoden auf die psychologischen Probleme des Bauen und Wohnens angewendet worden sind. Natürlich finden sich bei vielen Umweltpsychologen Darstellungen von Abläufen zB in Form von Blockdiagrammen, oder es wird zwischen antizipierenden, vollziehenden und bewertenden Phasen des Umgangs mit Umweltsituationen unterschieden. All das ist aber wohl eher ein Ausfluss traditoneller Konzeptualisierungen des Bauens, und es ist wahrscheinlicher, dass die Handlungstheoretiker von solchen Konzepten sich haben beeinflussen lassen, als dass sie das Verständnis des Umgangs mit Umwelt durch ihre Konzepte geprägt hätten.

 

Versäumnis der Handlungstheoretiker

Weder bei Kaminiski noch bei Boesch, die sich beide intensiv sowohl mit umweltpsychologischen Fragen wie mit handlungstheoretischen Konzepten befasst haben, ist ein expliziter Vollzug dieser naheliegenden Idee zu finden. Bei Kaminski sind zwar Impulse zu entsprechenden Rollen des Psychologen in arbeitsteiligen Bau-Gruppen auszumachen, doch kein handlungstheoretischer Beitrag zum Verständnis des Wohnen. Bei Boesch finden sich immerhin immer wieder handlungstheoretisch analysierte Beispiel aus dem Bereich der gebauten Umwelt, des Wohnbereichs, der Dinge und der Siedlungsstrukturen; doch werden sie überwiegend in ihren symbolischen Gehalten gedeutet, wodurch ihre handlungssteuerende Funktion eine weit offene ist und die entsprechenden kognitiven Strukturen nicht als einfache hierarchisch organisierte Pläne erscheinen können. Auch ist der Zielbegriff bei Boesch im Lauf der Jahre seines festen Charakters verlustig gegangen; der Einengung seiner Bedeutung bei den marxistisch inspirierten Handlungstheoretikern läuft die Ausweitung bei Boesch entgegen, der mit dem Aufzeigen der Polyvalenz aller Bedeutungssysteme sich einem operationalisierbaren Zielbegriff als Schlüssel zur Handlungserklärung mehr und mehr entzogen hat.

 

Es gibt keine ausformulierte Handlungstheorie des Bauens, Wohnens

Es kann also hier weder eine vorliegende handlungstheoretische Auffassung des Bauens und Wohnens referiert werden, noch ist es möglich, eine solche über einige Skizzenstriche hinaus ad hoc zu entwickeln. Auch fällt bei näherer Beschäftigung mit dem Ansatz rasch die eigenartige Paradoxie auf, dass Bauen sehr wohl als genuin planhaftes Handeln verstanden werden kann, Wohnen aber in gewisser Hinsicht geradezu als ein Prototyp einer nicht zielbestimmten oder planhaften Tätigkeit gesehen werden kann. Zweifellos ist aber Wohnen eine Tätigkeit in dem Sinne, dass damit ein Komplex von zwar zusammengehörigen aber doch nicht zielstrebig aufeinander folgenden Handlungen bezeichnete wird. Im Verständnis Vieler ist Wohnen allerdings geradezu ein Freiraum von dem in der Arbeitstätigkeit dominierenden Zielhandeln.

 

Beispiele

Instrumentalität von Wohninstitutionen für Behinderte aller Art (Gunzburg & Gunzburg 1979; Canter & Canter 1979 u.a.)

Kaplan R. 1983

The impact of urban nature: a theoretical analysis. Urban Ecology (see Stokols & Altman 1987). Als Theorie des kognitiven Umweltbezugs allgemein gedacht, nicht für Wohnen ausformuliert.

Ausgang vom Plan (von Miller, Galanter, Pribram 1960): Plan refers to organized pattern of action, about which an individual thinks. Schliesst Alternativen zu bestimmten Aktionen ein, die nicht unternommen werden, aber dennoch Teil der kognitiven Komponente des Entscheidens sind. Ein Entsprechung wird zwischen MGPs image und Lynchs etc. cognitivemap gesehen. Sitzen und Denken ist also dem handeln affin.

Boesch 1983

Eigentlich ausschliesslich eine kulturelle Betrachtung des Heims als Identitätsträger: persönliche Lokalisation, kontrollierte Zugänglichkeit, Sammlung persönlicher Objekte, Individualität ungzwungener ausdrücken als anderswo; aber Notwendigkeit des Vorzeigens: Nachhbarn müssen sehen können dass er/sie auch eine/r der ihren ist. Wohnen, geschickt oder ungeschickt, dient "sowohl der sozialen Einordnung wie der Individualisierung".--> handlungstheoretisch völlig unergiebig.

Charakteristika

Entwurfsrealisierung, Planung als Grundidee

kognitivistisch oder sozial attribuiert

Vorzüge und Probleme

nahe an Alltagssprache, plausibel

aber operational nur primitiv zu fassen

von problematischem Erklärungswert: wer ist das Subjekt des Planens?

führt leicht zu fremdbestimmter Instrumentalität es Bauens

 

Die beiden Ansätze sind günstigenfalls Spezialfälle einer allgemeineren Auffassung, deren wir dringend bedürfen.

Deshalb Skizze einer semiotisch-ökologischen Regulierungstheorie

Hier mehr oder fast nur einige Voraussetzungen dazu; der Rückbezug auf Wohnen ist in Grundzügen publiziert und zugänglich in Lang et al 1987, Lang 1988.

 

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3. semiotisch-ökologische Regulierungstheorie

Fragen

Ist denn die "Seele" wirklich nur im Kopf? Unsere Handlungen hinterlassen doch nicht nur Spuren im Hirn/Mind, sondern auch in unserer Umwelt, in der wirklichen Welt!

Verhältnismässig wenige Tiere scheinen die Umwelt gezielt zu verändern (Nestbau, Höhlenbau, Korallen etc.)

Aber alle Arten entwicklen eine spezifische Morphologie, die bei vielen auch dem innerartlichen Interaktionsgeschehen dient und zwischenartliche Relationen definiert, insofern diese Morphologien und ihre gelegentliche dynamische Veränderung wahrgenommen und verwertet werden kann

Deshalb liegt nahe eine Heuristik zu entwickeln, die das Bauen und Gestalten als Fortsetzung solcher systembildender Prozesse, als um ihres Informationsgehaltes, Speicherung und Fluss, willen interessanter psychosozialer Strukturen und damit verbundener Prozesse verstehen

Bei näherem Zusehen war es sehr unvorsichtig zu sagen, die Tiere änderten ihre Umwelt nicht. Stellen Sie sich vor, wie sehr ein Tier durch Einnahme eines bestimmten Ortes im Verhältnis zu den andern und durch Lokomotion Einlüsse auf die andern ausübt. Es ist derart eine gewichte Variable in der Umwelt dieser andern. Ferner verändert es durch Beuteverhalten die Nahrungsgrundlage seiner Artgenossen. Durch Symbiosen etc mit andern Arten bewirkt es massive Veränderungen der gemeinsamen Umwelt. Bis hin zu den Pflanzen, deren Samen es verbreiten kann und mit denen zusammen es den Sauerstoff-Kohlenstoff-Kreislauf bestimmt. Pflanzen und Tiere gemeinsam, zusammen mit Menschen und andern Einflüssen, haben die welt so gemacht, wie sie ist. Sie unter die Rubrik "Natur" und als gegeben zu stellen, ist zu einfach.

Man vergesse nicht, dass Organismen Zellverbände sind, Gesellschaften Individuenverbände; nur mit einiger Willkür zeichnen wir das Individuum derart aus!

 

Charakteristika einer semiotisch-ökologischen Theorie, die auf das Wohnen gut angewendet werden kann

Grundideen

eine Psychologie von aussen, vom Standpunkt eines Forschers

Konstruktion von Genesereihen (LEWIN) -- praktisch alle heutigen psychologischen Befunde und Erklärungskonzepte , auch die exp. sind in dem Sinne bloss korrelativ, dass der Weg von postulierter Ursache zu erklärter Wirkung unbekannt bleibt -- man muss also eigentlich Ursprung und Weg der Information aufzeigen, die Handeln von Menschen (Lebewesen) bestimmt

Ähnlich wie Chemie vor der Kenntnis über die Valenzen: man konnte einige Reaktionen vorhersagen, wusste aber nicht warum. 

Handeln ist immer auf Umwelt bezogen: also eine Ökologische Betrachtung von Lebewesen in ihrer (Um)Welt

Sinnvoll ein Schrittprinzip Ind.-->Umw.-->Ind.-->Umw-->Ind....: oder: interne Strukturen und externe Strukturen in Entwicklungsdialektik

Da Determination in keinem Schritt vollständig vom Sender-Glied allein, sondern ebenso auch vom Empfänger-Glied: Semiose als dreistellige, strukturbildende Prozesse

Lebewesen als eigenständiges Gebilde, das freilich nur in adäquater Einbindung in Umwelt leben kann

Es war und ist ein grober Unfug, den Menschen (überhaupt Lebewesen) als rein reaktiv, anpassend zu verstehen

Unbestritten, dass Innenstrukturen (mind, Seele) regulierende Funktion für Selbstständigkeit (A) und Anpassung (I) haben

Untersuchung der analogen Funktion der externen Strukturen als Aufgabe

Autonomie (A oder Eigenheit)-Integrations(I oder Zugehörigkeit)-Regulierung für Individuen, Gruppen (als Dialektik ohne Versöhnung, Simmel)

(Das ist bei Lang et al. 1987 in den Grundzügen dargestellt.). A-I betrifft ein Rahmenkonzept, das in drei inhaltlich bestimmteren Regulationskonzepten, den den Anschluss an die übliche Psychologie finden können, spezifiziert wird: 

aktuelle agentbezogene Regulation: Aktivierung

aktuelle partnerbezogene Regulation: Interaktion

entwicklungsbezogene Regulation

auf die andern hin

auf sich selbst zurück

 

Weitere Charakteristika

Ökologische Betrachtung von Lebewesen in ihrer (Um)Welt

Schrittprinzip: Semiose als dreistellige, strukturbildende Prozesse

interne Strukturen und externe Strukturen in Entwicklungsdialektik

Lebewesen als eigenständiges Gebilde, das freilich nur in adäquater Einbindung in Umwelt leben kann

Unbestritten, dass Innenstrukturen (mind, Seele) regulierende Funktion für Selbstsdtändigkeit und Anpassung haben

Untersuchung der analogen Funktion der externen Strukturen als Aufgabe

 

Vorzüge und Probleme

 

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4. Gesichtspunkte zum Theorienvergleich Wohnpsychologie

(Alfred Lang 10.8.90)

 

Bezeichung der Ansätze und Grundideen

Bedürfnistheorien

Zielhandlungstheorien

semiotisch-ökologische Regulierungstheorie

 

Bedingungsanalyse

 

1. Fragetyp

Warum (nach Ursache)

Wozu (nach Zweck, Funktion)

Was ist die Genesereihe? (wovon hängt jeder Schnitt der Reihe ab, wohin führt er?)

 

2. postulierte Bedingung(en)

Mangel: (Soll = Ist minus etwas), bzw. Überschuss

Ziel(e): (Ist = Soll minus etwas) bzw. Vorausentwurf

interne und externe Strukturierung(en) in Transaktion

 

3. Bedingungsort

im Menschen selbst

in der (internalisierten oder psychologischen) Umwelt im Menschen

ein einem von aussen konstruierten M-U-System

 

4. Bedingungswirkung

Wiederherstellung eines Solls

Zielerreichung eines Solls

ein offener Entwicklungsprozess

 

5. Bedingungsursprung

in der Geschichte des Individuums (Vergangenheit)

in der Kognitionsstruktur des Individuums, in seiner kognizierten Zukunft

in der Gegenwart (als Genesereihe-Differential)

 

6. Funktion der Bedingung(en)

Mangelbehebung, reizgesteuert

Entwurfsrealisierung, konzeptgesteuert

Metastabilität des M-U-Systems, biologisch, psychologisch, soziologisch(, theologisch)

 

Operationalisierungsfragen

 

7. Bedingungserfassung

nicht direkt möglich (typisch aus den Wirkungen erschlossen)

nicht direkt möglich (typisch von den Handelnden oder Dritten atrribuiert)

Externales gut möglich; Internales nur indirekt über "Sonden" aktualisiert, Schluss auf Potential

 

8. Ort der Bedingungserfassung oder -konstruktion

im Handelnden (Attribution durch Selbst, Beobachter oder Forscher)

im Handelnden, oder Attribution durch Selbst oder Beobachter

im semiotischen System, dessen Referenz ein M-U-Zustand, dessen Interpretanz ein Beobachter oder Forscher ist

 

9. Operationalisierungsweisen der Bedingungen

Befragung, Mangel-Deutungen

Befragung, Attributionen

gleich wie die Bedingungswirkungen (ununterscheidbar)

 

10. Operationalisierungsweisen der Bedingungswirkungen

Bedürfnisattributionen: Befragung, Wahlverhalten. Indices für ???

Zielattributionen: Befragung, Wahlverhalten. Indices für ???

Tätigkeiten von Menschen an Orten und mit Dingen,Veränderungen von Räumen und Objekten durch Menschen

 

11. typische Erhebungsziele

Wohnzufriedenheit

Wohnwünsche

Prozessvariation in Zeit: systematischer Wandel von M--U--"Verhalten"

 

 

Funktionalitätsfragen

 

12. Kriterium der Funktionserfüllung, von innen her gesehen

Symptomfreiheit, Glücksgefühl

Erfüllung, Ausweitung

Autonomie / Integration Eigenheit / Zugehörigkeit ("Dialektik ohne Versöhnung")

 

13. Kriterium der Funktionserfüllung, von aussen her gesehen

Steuerbarkeit derjenigen, deren Bedürfnisse definiert und mehr oder weniger erfüllt werden können

Herrschaft derjenigen, welche Wohnziele definieren und durchsetzen können

Dynamisches Interessengleichgewicht für jedes Individuum, jede Gruppe bezügl. ihrer Zugehörigkeit und ihrer Eigenheit

 

14 Leistung der Funktion bez. M-U-Bezug

versteht und benutzt das soziale Umfeld selektiv

versteht und benutzt das soziale Umfeld selektiv

bindet das/die handelnde Individuum oder Gruppe ins soziale, weltliche Umfeld ein und verleiht ihm/ihr Eigenheit (persönliche und soziale Identität)

 

15 Verhältnis zwischen den theoretischen Perspektiven

Spezialfall 1: A-I-Regulation auf Gewohnheitsbasis

Spezialfall 2: A-I-Regulation unter temporären Vorgaben

allgemeiner Fall der Autonomie-Integrations-Regulation

 

 

allgemeine Charakterisierung

 

16. Menschenbild

anthropozentrisch: Welt als Mass
(Mensch als Reagens auf die vom Menschen verstandene Welt)

anthropozentrisch: Mensch als Mass

(Mensch als Macher seiner eigenen Welt)

ökologisch: Mensch als Teil der Welt in Evolution

 

17. ontologische Affinität

materialistisch

idealistisch

emergentistisch (Leib u.Seele ungeschieden)

 

18. erkenntnistheoretische Affinität

empiristisch

rationalistisch

semiotisch (nominalistisch, relativistisch)

 

19. wissenschaftstheoretische Affinität

objektivistisch-positivistisch
Bedürfnisse gelten (fälschlicherweise) allgemein als etwas Vorfindbares. Ihre Erfragbarkeit bzw. ihre Erzeugbarkeit durch herbeigeführten Mangelzustand (Bedürfnisintensität proportional zur Deprivationszeit) gilt als selbstverständlich. Seltener bedacht wird freilich ihre Sättigung, bzw. die dadurch bedingten Abwehr- oder negativen Vollzugshandlungen. Während wohl nie versucht worden ist, Wohnbedürfnisse durch Deprivation zu verstärken, ist die Befragung als Operationalisierung üblich. Es wird also im Rahmen eines realistischen Positivismus gedacht, welcher das Gegebene als den Inbegriff der erfahrbaren Dinge, Zustände und Ereignisse in der Welt interpretiert und der Frage ausweicht, in welchem Verhältnis denn die Dinge der Welt und unsere Erfahrung von ihnen stehen.

konstruktivistisch-funktionalistisch

skeptisch-deskriptionistisch

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